Mit eifrigen Trippelschritten zuckelt Hercules über den rutschfesten Fußboden den Flur entlang. Das Mini-Shetlandpony betritt den Gruppenraum im Alten- und Pflegeheim in Osnabrück. Als es mit neugierig gespitzten Ohren in die Runde schaut, ertönen von den Sitzen im Stuhlkreis entzückte „Oh“- und „Ah“- Rufe.
Hercules Besitzerin Vera Buddendieck arbeitet in dem Alten- und Pflegeheim. Der kleine Wallach hilft ihr, einen Zugang zu den häufig demenzkranken Menschen zu finden oder einfach nur ihren Tagesablauf abwechslungsreicher zu gestalten.
Vera ist Fachkraft für tiergestützte Intervention
Die 23-jährige Vera ist gelernte Erzieherin, hat aber Anfang des Jahres ihre berufsbegleitende Ausbildung zur Fachkraft für tiergestützte Intervention abgeschlossen. „Ich wollte mich gern weiterbilden, aber unbedingt was mit Tieren machen“, erzählt die junge Frau, die auf einem Bauernhof aufgewachsen ist.
In einer Intensivwohngruppe für Jugendliche, die auf einem Hof mit Tieren beheimatet war, entdeckte sie die Vorteile, die eine tiergestützte Pädagogik mit sich bringen kann. Dass Tiere Menschen gegenüber keine Vorurteile haben und ihnen offen und aufgeschlossen begegnen, wenn sie gut behandelt werden, sei der Schlüssel zur tierbegleiteten Förderung.
Insgesamt 220 Ausbildungsstunden hat Vera Buddendieck in ihre Weiterbildung am „Institut für soziales Lernen mit Tieren“ bei Hannover investiert. An den Wochenenden oder in Blockwochen werden dort innerhalb von 16 Monaten die Grundlagen der tiergestützten Intervention vermittelt.
Tiergestützte Therapie für Demenzkranke und Autisten
Voraussetzung für die Teilnahme sind eine abgeschlossene Berufsausbildung und zwei Jahre Berufserfahrung in einem Beruf der Sparten Pflege, Therapie, Pädagogik, Theologie oder Medizin. Welche Tiere sich für tiergestützte Maßnahmen eignen, kann Vera Buddendieck pauschal nicht sagen. „Tiere sind, genau wie wir Menschen, in ihren Eigenschaften völlig verschieden und gerade das ist manchmal das Geheimnis.“
Die Chemie müsse stimmen, ist sie sich sicher. „Hercules macht beispielsweise super mit bei unseren Besuchen in Pflegeheimen. Er ist ruhig, sehr geduldig und nicht ängstlich, auch wenn er sich in einem engen Raum befindet“, beschreibt Vera die Vorzüge ihres Ponys.
Die Erzieherin arbeitet Vollzeit in der Jugendhilfe und hat sich vor einem halben Jahr nebenbei mit ihren Tieren selbstständig gemacht. Zu ihrem „kleinen Zoo“, wie sie ihre tierischen Freunde liebevoll nennt, gehören neben Pony Hercules ein zweites, größeres Pony namens Mary, zwei Meerschweinchen und drei Schildkröten. Letztere eigneten sich besonders gut für die Arbeit mit Autisten, weiß die tierliebe, junge Frau.
„Für jeden Menschen gibt es das passende Tier“, erklärt Vera, deren Ponys bei ihrem Onkel Franz Paul untergebracht sind, der mehrere Pflegeheime in Osnabrück unterhält. Er war es auch, der sie auf die Idee gebracht hat, mit ihren Tieren die Bewohner dort zu besuchen.
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